• Sa. Apr 20th, 2024

Pflegeunterricht

Tipps und Infos für die generalistische Pflegeausbildung in Theorie und Praxis

Evidence based Nursing

EBN: Definition, Formen, 6 Schritte, Chancen, Risiken   

Praxisproblem mit EBN lösen

Internetadressen 

Datenbanken 

Honig und Eigenurin?!

Definition – Formen – 6 Schritte

1.     Was ist EBN?

Pflegepraxis bzw. Pflegehandlungen, die durch wissenschaftliche Erkenntnisse bzw. Studienergebnisse begründet werden können.

Pflegekräfte wissen dadurch, was sinnvolle und effektive Pflegemaßnahmen sind und können dadurch auch begründen, warum diese Pflegemaßnahmen bei den jeweiligen

Patienten bzw. Bewohnern durchgeführt werden. Pflegekräfte wissen, was, wie und warum durchgeführt wird.

2. Welche Formen der Evidenz gibt es?

Welche Informationen fließen in eine pflegerische Entscheidungsfindung mit ein?

Evidence-based Nursing umfasst eine „pflegerische Entscheidung“ in der Pflegepraxis,

die folgendes berücksichtigt:

  • die derzeit besten „wissenschaftlichen Erkenntnisse der Pflegeforschung“
  • das theoretische Wissen und die „Erfahrungen der Pflegenden“,
  • die „Vorstellungen/Erwartungen des Bewohners/Patienten“ und
  • die „vorhandenen Ressourcen (Rahmenbedingungen)“ .

3. Die 6 Schritte des ebn mit kurzen Erklärungen                         

                                               

1.    Aufgabenklärung

Kurze Klärung (innerhalb weniger Sekunden)

·  Ist es ein aktuelles und wichtiges Problem in der Pflegepraxis?

·  Lohnt es, sich damit ausführlich zu befassen?

è Wie verteilen wir die Aufgaben?

Nur wenige Entscheidungen bei klaren Problemstellungen notwendig.

Vielfältige Entscheidungen müssen gefällt werden bei komplexen Aufgabenstellungen, die interdisziplinär geklärt werden müssen.

2.    Fragestellung konkretisieren:

(nach dem PIKE-Schema) nur bei quantitativen Fragestellungen

P = Pflegebedürftiger / Phänomen Bewohner mit Sturzrisiko

I  = Intervention                               Hüftprotektoren

K = Kontrollintervention                   Rollator

E = Evaluation                                 Sturzerfassung: wie oft, welche Verletzungen?

Nach dem PIKE-Schema wird das Problem anhand eines pflegebedürftigen Menschen, bzw. einer Patientengruppe identifiziert. Eine gängige pflegerische Maßnahme wird als Intervention gesetzt und mit einer Kontrollintervention verglichen. Wichtig:

Schon bei Fragestellung an die Auswertung denken!!!

3.    Literaturrecherche (Suche nach Studien, weltweit)

Anhand von vorher festgelegten Kriterien wird eine Literaturrecherche durchgeführt

Datenbanken

National Library of Medicine (NLM) http://www.pubmed.com

15 Millionen Einträge (Fokus auf Humanmedizin, Pharmazie und Pflege)

DIMDI (Deutsches Institut für Medizinische Dokumentation und Information) http://www.dimdi.de/de/db/index.htm

100 Datenbanken der Biowissenschaft und Sozialwissenschaft.

Vorteil: auf Deutsch

Cochrane Library http://www.thecochranelibrary.com

www.cochrane.org/reviews/de/topics

sehr medizinorientiert und kostenpflichtig. Recherche+Lesen von Abstracts, kostenlos

è Filme

Cinahl® steht für „Cumulative Index to Nursing and Allied Health Literature“

ca. 700 000 Einträge aus ungefähr 1600 Zeitschriften.

CARELIT http://www.lisk.de

www.carelit-online.de è Demo möglich!!!

Datenbank für Artikel aus der Pflege und dem Pflegemanagement

PFLEGE http://verlag.hanshuber.com/ezm/index/PFL

Wissenschaftliche Pflegezeitschrift (Huber-Verlag)

PR-INTERNET –

http://www.pr-internet.com/default.asp

wissenschaftliche Fachzeitschrift für die Pflege

HECLINET: http://www.heclinet.tu-berlin.de

Datenbank zum Krankenhauswesen

Literaturrecherche z. Bsp. auch unter

http://scholar.google.de

4.    Kritische Beurteilung / critical appraissal (Bewertung der Literatur)

Die Beurteilung der gefundenen Literatur erfolgt anhand von Bewertungsrastern:

Beurteilungsbögen als Leitfaden zur kritischen Beurteilung von Studien stehen kostenfrei zur Verfügung (http://www.ebhc.de)

Punkte: glaubwürdig?, aussagekräftig? in der Praxis umsetzbar?

Literaturrecherche: Anhaltspunkte, um die Qualität von Webseiten einschätzen zu können:

  • Wer betreibt den Server, auf dem die Seite liegt? – privater, kommerzieller oder wissenschaftlicher Kontext?
  • Wird der Verfasser der Seite genannt? Eventuell über eine Suchmaschine
  • weitere Informationen zum Autor einholen, über Namenssuche: „Vorname Nachname“.
  • Wann wurde die Seite erstellt – wird sie regelmäßig aktualisiert?
  • Sind die Inhalte fachlich formuliert?
  •  Für welches Zielpublikum – wird informiert, überzeugt, verkauft?
  • Sind die Links umfassend?
  • Navigation und Präsentation: verständlich, übersichtlich, didaktisch gut?
  • Glaubwürdigkeit: Wahrheitsgehalt prüfen, welche Belege gibt es?

Psychologisches Institut der Universität Heidelberg (B. Reuschenbach) Krankenpflegeschule der Unikliniken Heidelberg (S. Albers, M. Huber, B. Müller)

Jadad-Score bei RCT´s (http://home.arcor.de/gero.langer/praxis/bewertung.htm)

5.    Implementierung und Adaption (Umsetzung/Anpassung in die Pflegepraxis)

Die gewonnenen Erkenntnisse werden in der Praxis strukturiert und probeweise umgesetzt.  Wie und auf welchem Wege Ergebnisse (mit hoher Evidenz) in die pflegerische Praxis eingebunden ist abhängig von einem Entscheidungsfindungsprozesses, der noch weitere wichtige oben genannte Aspekte, wie Erfahrung der Pflegekräfte und die Einschätzung des Bewohners/Patienten mitberücksichtigt.

6.    Evaluation (Überprüfung)

Der Zeitpunkt, um den Erfolg der gewählten Pflegeintervention zu überprüfen wird schon zu Beginn der Umsetzung festgelegt.

Überprüfung der Struktur-, Prozess- und Ergebnisqualität  

Was wird überprüft:

o  Wie erfolgreich war die Pflegemaßnahme?

o  Wie wirkt sich die Maßnahme auf den Bewohner/Patienten aus?

o  Konnte die Maßnahme/Strategie leicht umgesetzt werden?

o  Welche Probleme traten auf und aus welchen Gründen?

4.     Hilfreiche Internetadressen zum Thema ebn

http://de.wikipedia.org/wiki/Evidence-based_Nursing

Internetseite mit zahlreichen Veröffentlichungen zum Thema EBN

http://www.chemie.uni-hamburg.de/igtw/Gesundheit/publikationen/pub_titel.html

evidenzbasierte Leitlinien in Kurzzusammenfassung

http://www.patienten-information.de/kurzinformation-fuer-patienten/kurzinformation-fuer-patienten

http://www.medizin.uni-halle.de/pflegewissenschaft/index.php?id=346

http://www.ebn.at è Evicence based Nursing è Pflegefragen è Ergebnisse

http://www.ebn-zentrum.de

http://www.pflegewiki.de/wiki/Forschungsprozess è ebn-Lernprogramm è Pflegethemen

Leitlinie Freiheitsentziehende Maßnahmen

http://www.leitlinie-fem.de/downloads/LeitlinieFEM.pdf

Unter ebn.at gibt es auf 4 Unterseiten die Beantwortung zahlreicher Fragestellungen aus der Pflegerischen Praxis

http://www.ebn.at/cms/ziel/1566252/DE/

www.doccheck.de

Tipp: Melden Sie sich auf www.doccheck.de an, dort haben Sie dann Zugriff auf mehr als 2500 kennwortgeschützte Internetseiten für medizinische Fachberufe.

5.     Welche Chancen eröffnen sich durch ebn in der Pflegepraxis?

·   Kostensenkung

·   Zeitersparnis, weil nur noch sinnvolle, wirksame Pflegemaßnahmen durchgeführt werden

·   endlich ein Nachweis, welche pflegerischen Interventionen von Pflegekräften auf welcher Grundlage mit  welcher Wirkung bei Patienten durchgeführt werden

·   Hilfestellung, um komplexe Situationen bewältigen zu können

·   Entscheidungshilfe immer im Kontext von Erfahrungen der Pflegenden, den Rahmenbedingungen und natürlich den Bedürfnissen des Patienten und deren individuellen Situation (Professionalisierung)

·   Qualitätsanforderungen werden erfüllt (SGB V; XI; Alten- und Krankenpflegegesetz)

·   man erhält gut abgesicherte Antworten, um sein Handeln bzw. Nicht-Handeln zu rechtfertigen

6.     Welche Kritik an ebn gibt es?

·   Methode wird überschätzt

·   unkritische, technische Anwendung als reiner Problemlöseprozess

  (è Problemlösungskurzschluss)

·   ethische Fragen werden aufgeworfen

·   Kritik und Infragestellung der Praxis

·   In Pflegewissenschaft wird oft qualitativ geforscht.

  Hohe Evidenzgrade, wie in quantitativer Forschung nicht so leicht nachweisbar

·   Zeitmangel

·   begrenzter Zugang zu Datenbanken und Literatur am Arbeitsplatz

·   unzureichende Umsetzungsmöglichkeiten von EBN in der Praxis

·   nicht alles in der Pflege wissenschaftlich beweisbar

7.   Klärung folgender Begriffe

Quantitative Forschung = standardisierte Forschung,

d. h. die Fragen liegen vorher fest

¨ Zahlen, Häufigkeiten, Prozentwerte

¨ Große Zahlenmengen

¨ Erhebungsinstrument: Fragebogen

¨ Auswertung mit EDV (SPSS, SAS è Statistikprogramme)

Quantitative Studie: „In der quantitativen Forschung geht es vor allem um die messbaren und zählbaren Merkmale eines

¨ eher inhaltlich

¨ Phänomene, Erleben, Verhalten, Perspektiven der Betroffenen

¨ Untersuchungsgruppe ist immer eng (=klein) z. B. 6-30 Fälle

¨ Instrumente: Interview, Beobachtung

Qualitative Studie: Qualitative Forschungen stehen nicht in Konkurrenz, sondern in Kooperation mit quantitativen Methoden. Es gibt weitaus mehr qualitative Methoden (zum Beispiel Beobachtung, Interview, Gruppendiskussion und Textanalyse) als quantitative. Qualitative Studien werden oft eingesetzt wenn das Gebiet noch unerforscht ist und eine Hypothesenbildung nicht möglich.

Qualitativ = dem Wert, der Beschaffenheit nach Beispiel: Wenn man erforschen wollen würde, welche Rahmenbedingungen gegeben sein müssten, um das Lernverhalten von Schülern zu erforschen, würde man eine qualitative Studie machen, bei der es um das Verhalten und Ansichten des einzelnen Schülern geht.

RCT Randomisierte kontrollierte Studie (RCT) (engl. Randomized Controlled Trial)

Studien, bei der die Teilnehmer zufällig (randomisiert) in zwei Gruppen (Behandlungs- und Kontrollgruppen (controlled)) eingeteilt werden, um systematische Fehler oder Einflüsse auszuschließen. Am Ende werden die Ergebnisse der beiden Gruppen verglichen, um ein reliables Ergebnis zu erhalten. RCTs sind der Goldstandard, um neue therapeutische Verfahren zu beurteilen. 

8.   Welche unbekannten Begriffe haben Sie noch gefunden?

Reliabilität

(engl. Reliability) Drückt die Zuverlässigkeit einer Studie aus und gibt somit Antwort auf die Frage, ob eine Wiederholung der Studie die gleichen Ergebnisse liefern würde.

Definition: „(engl. reliable = zuverlässig) f: Zuverlässigkeit; Testgütekriterium, das das Ausmaß der

Messgenauigkeit des Tests beschreibt, Maß für die Wiederholbarkeit des Tests beschreibt; Maß für

die Wiederholbarkeit eines Tests mit identischen Ergebnissen (Retest-Stabilität), die Wiederholbarkeit mit anderen Instrumenten (Paralleltest-R.) bzw. für die Konsistenz einer randomisiert in 2 Hälften geteilten Studiengruppe bei Vergleich beider Hälften (innere Konsistenz).“

Beispiel: Eine reliable Frage ist zum Beispiel „Wie viele Patienten hat Ihre Station?“ Dagegen hat die Frage „Wie viele zufriedene Patienten hat Ihre Station?“ eine geringe Reliabilität, da unklar ist wie „zufrieden“ definiert ist und dadurch unterschiedliche Einschätzungen zu Stande kommen können. Wie eine Blutdruckmessung, die unter gleichen Bedingungen des Patienten ähnliche Blutdruckwerte liefert.

Validität

(engl. Validity) Gültigkeit bzw. Generalisierbarkeit einer Studie; die Validität liefert eine Antwort auf die Frage, ob die Studie wirklich das misst, was sie messen soll, und ob die Ergebnisse auch auf eine Population (Gruppe) außerhalb der + Stichprobe übertragbar sind.

Definition: „(lat. validitas = körperliche Gesundheit, Kraft) f: (engl.) validity; Gültigkeit; Testgütekriterium, das beschreibt, wie geeignet ein Verf. zur Abbildung eines zu messenden Sachverhalts ist; Prüfung u.a. durch Vergleiche mit Messungen anderer Merkmale am gleichen Individuum (kriteriumsbezogene V.) oder durch Prüfung der Vereinbarkeit der Messergebnisse mit dem zugrunde liegenden theoretischen Konstrukt (Konstruktvalidität); wird anhand von Sensitivität

und Spezifizität des Tests beurteilt.“

Beispiel: So wie ein Blutdruckmessgerät den Blutdruck bei allen Patienten misst und nicht den Puls oder die Temperatur, so soll eine Studie das Ergebnis liefern, auch bei einer weiteren Untersuchung bei anderen Patienten.

Weitere Informationen + Links zum Thema unter:

www.pflegeunterricht-online.de è Pflegeunterricht è Evicence based Nursing

Bei Fragen bzw. Anmerkungen können Sie gerne eine e-mail an huber.martin@pflegepaedagoge.de schreiben

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